Ausstellung 16. Juni bis 3. September 2023 | Di–So, 10–18 Uhr Eröffnung 15. Juni 2023, 19 Uhr
Begleitend finden Workshops, Vorträge und Exkursionen statt. Siehe Programm.
Wohnen ist ein zentrales menschliches Bedürfnis. Fehlender bezahlbarer Wohnraum, vor allem in den Ballungsräumen, ist derzeit eine der drängendsten Aufgabenstellungen unserer Zeit. Die Herausforderungen des Klimawandels, neue Ausbalancierung unterschiedlicher Mobilitätsformen und Infrastrukturen sowie soziale Fragen des gesellschaftlichen Zusammenlebens kommen hinzu. Vor allem im Wohnungsbau werden derzeit zahlreiche neue bauliche Konzepte entwickelt, deren Strategien nicht nur für die Funktion des Wohnens, sondern auch für die Entwicklung von Stadt und Region sowie des Bauwesens selbst wegweisend sein können.
Welche Bauweisen und Formen des Wohnens brauchen wir heute? Wie müssen wir bauen, um inklusive und nachhaltige Stadträume zu fördern? Wie sollten (Stadt)Räume und deren Umfeld für unsere Gesellschaft gestaltet sein? Welche Nutzungsmischungen sind sinnvoll? Und welche Bauweisen und Materialien können helfen, dem Klimawandel zu begegnen? Die notwendige Raumproduktion im Bereich des Wohnungsbaus wird in den in der Ausstellung gezeigten Beispielen als Chance begriffen, um auf aktuelle Fragestellungen zu reagieren.
Der Philosoph Martin Heidegger leitet die ursprüngliche Bedeutung des Wohnens in seinem Vortrag „Bauen Wohnen Denken“ von 1951 aus dem althochdeutschen Wort «būan» ab und erklärt: „Bauen“ bedeute hier „Wohnen“. Die detaillierte Herleitung Heideggers bietet eine erstaunliche, in die gegenwärtige Zeit passende Interpretation des “Wohnens“, die nicht nur das „Bauen“ und das “Mensch sejn“, sondern auch das „pflegen und hüten“ der Erde beinhaltet. Er erklärt: „Wohnen“ im ursprünglichen Sinne schließe auch das „Arbeiten“ und „auf Reisen wohnen“ mit ein – und es beinhalte eine Verantwortung des „Bauenden“ gegenüber dem Umfeld/der Umwelt in dem/der die Gebäude entstehen. Aus heutiger Sicht eine bemerkenswert aktuelle Darstellung der Beziehung zwischen den bauenden Menschen und der Umwelt. (Der vollständige Vortrag ist hier nachzulesen: https://docplayer.org/24892585-Martin-heidegger-bauen-wohnen-denken.html)
Wohnbauten in diesem Sinne verstanden, sind demnach nicht nur essentielle Bausteine für das Entstehen von Stadt, ihren öffentlichen Plätzen und Grünräumen, sondern auch Teil der Verantwortung gegenüber der Natur. Spätestens während der Pandemie hat sich gezeigt, wie wichtig ein Zuhause ist, das den eigenen Vorstellungen und Bedürfnissen entspricht. Es ermöglicht, dass z.B. Arbeiten, Home-Schooling und Freizeitgestaltung mit der Familie oder der Wohngruppe in den eigenen vier Wänden stattfinden kann. Verschiedene Lebensmodelle brauchen anpassbare, variable Möglichkeiten der Raumnutzung. Es braucht Wohnbauten und Anlagen, die mehr Nutzungsdurchmischungen ermöglichen, die eine gute Erreichbarkeit von Arbeit, Nahversorgung und Freizeitaktivitäten auf kurze Distanz zu Fuß oder mit dem Fahrrad bieten, um die wachsenden Verkehrsflüsse zu entlasten.
Doch ohne Experimente und innovative Denkansätze – keine neuen Lösungen. Wenn Kosten eine Optimierung von Raum verlangen, braucht es eine sehr geschickte Planung für die Aufteilung des wertvollen Platzes. Wenn klimagerechter Umbau unserer Städte und Regionen gefragt ist, braucht es andere Bauweisen sowie die Notwendigkeit, flexibler mit bestehender Bausubstanz umzugehen und bereits vorhandene Materialien wiederzuverwenden. Nachverdichtung der Städte schließt einen verstärkten Fokus auf Ausbau und Erhaltung von Grün- und Freiflächen bzw. Entsiegelung von Flächen nicht aus.
Die Ausstellung zeigt ausgewählte Beispiele zeitgenössischer Architekturen, die gangbare Wege für zukunftsfähiges Bauen aufzeigen. Sie präsentiert Beispiele neuer Wohnformen und Bauweisen, sinnvoller Nutzungsmischungen und wandlungsfähiger Raumangebote für die unterschiedlichen Lebensmodelle bzw. Lebensphasen ihrer NutzerInnen. Mutige Konzepte, innovative Forschungsprojekte und kluge Raumideen der Ausstellung wollen zur Nachahmung anregen und Lust auf eine Entdeckungsreise in eine positive Zukunft des Wohnens und des menschlichen Zusammenlebens machen.
PROJEKTE IN DER AUSSTELLUNG
2226 Graf, Dornbirn (AT), 2018, Baumschlager Eberle Architekten, Lustenau Drei Forschungshäuser, Bad Aibling (DE), 2020, Florian Nagler Architekten, München Nest-Unit (UMAR), Dübendorf (CH), 2018, Werner Sobek mit Dirk E. Hebel und Felix Heisel, Stuttgart Le Ray, Nizza (FR), 2021, Maison Edouard François, Paris Spaardersbad, Gouda (NL), 2019, Mei architects and planners, Rotterdam Gröninger Hof, Hamburg (DE), 2021, Duplex Architekten, Zürich „Wir InHAUSer“, Salzburg (AT), 2021, cs-architektur, Salzburg Gleis 21, Wien (AT), 2019, einszueins Architektur, Wien The Railway Farm, Paris (FR), 2019, Grand Huit Scop d'architecture. Paris Frizz23–Mixed Use, Berlin (DE), 2018, Deadline Architekten, Berlin ARCH+ Space in Frizz 23, Berlin (DE), Arch+ Design, Berlin Aigner-Rollet-Allee (ehem. Max-Mell-Allee), Graz (AT), Nussmüller Architekten 2018 Wohnen am Dantebad, München (DE), 2016, Florian Nagler Architekten, München Kiubo, Graz (AT), 2022, Hofrichter Ritter Architekten, Graz Elastisch Wohnen, Berlin (DE), 2015, PPAG architects, Wien Wohnatelierhaus Erlenmatt Ost, Basel (CH), 2019, Degelo Architekten, Basel
OBJEKTE IN DER AUSSTELLUNG Filzwände, Keramiken, Pilzmyzelobjekte und Filme in der Ausstellung entstanden im Rahmen von Lehrveranstaltungen, Diplomarbeiten und Forschungsprojekten am Institut für Architektur und Medien der TU Graz. Wir danken Prof. Milena Stavric für die Leihgaben. Filmbeiträge: VoxelStage | FifteenSeconds Festival, TU Graz 2019; Fluid Bodies, TU Graz 2016; ROBOTRACK: Linking manual und robotic design processes by motion-tracking, Film by Renate Weissenböck, TU Graz 2016; Masterstudio Collaborative Matter(s), TU Graz, 2020
ERÖFFNUNG 15. Juni, 19 Uhr, HDA – Haus der Architektur, Mariahilferstraße 2, 8020 Graz
Es sprechen Beate Engelhorn, Leiterin Haus der Architektur Michael Sebanz, Land Steiermark, A15 Energie, Wohnbau, Technik Burkhard Schelischansky, Vors. Sektion Architekt:innen, ZT-Kammer Steiermark & Kärnten Gerhard Springer, Vors. Wohnbauauschuss Steiermark, ZT-Kammer Steiermark & Kärnten
Im Rahmen der Ausstellung „Fortschritt durch Wohnbau“ werden auf einer halbtägigen Bustour vier ausgewählte Wohnbauprojekte in Graz von den jeweiligen ArchitektInnen vorgestellt. Eine Anmeldung ist aufgrund der begrenzten TeilnehmerInnenzahl erforderlich!
Im Rahmen einer Diskussionsveranstaltung in der Reihe "Ansprechen", die von der ZV-Steiermark seit 2020 in verschiedenen Formaten zu unterschiedlichen Themen veranstaltet wird, wird am 12. Juli im HDA eine Gesprächsrunde zum Thema „Geförderter Wohnbau – Herausforderungen und Visionen“ stattfinden.
Im Rahmen der Ausstellung "Fortschritt durch Wohnbau" wird in Form eines Ideenlabors ein Abend in der fiktiven ländlichen Gemeinde Schlanding simuliert. Gemeinsam werden Lösungen gegen Zersiedelung und für Nachverdichtung im ländlichen Raum gesucht. KEINE Anmeldung erforderlich!
Im Generationendialog werden zeitgenössischer Wohnbau und ausgewählte Bauten des „Modell Steiermark“ aus der Zeit der 1970er bis 1990er Jahre betrachtet. Welche baulichen, aber auch gesellschaftlichen Rahmenbedingungen des Wohnbaus haben sich verändert? Wo stehen wir heute und wie geht es weiter?
Im Rahmen der Ausstellung „Fortschritt durch Wohnbau“ führt Andrea Jany am Freitag, 23. Juni 2023, zu Wohnbau-Klassikern in Graz und Umgebung. Besichtigt werden das P.K.W. – Projekt kooperatives Wohnen (1979) von Fritz Matzinger in Raaba, die Wienerbergersiedlung (1987) von Hubert Rieß und die Terrassenhaussiedlung (1978) der WERKGRUPPE GRAZ in Graz-St. Peter, sowie der Wohnbau Alte Poststrasse (1984) von Szyszkowitz-Kowalski in Graz-Lend. Anmeldung erforderlich!
Das Symposium zur Ausstellung "Fortschritt durch Wohnbau" lädt internationale PionierInnen, AkteurInnen und ExpertInnen sowie die interessierte Öffentlichkeit zu einem Austausch über neue Wohnformen, neue Bauweisen, mutige Konzepte und innovative Forschungsprojekte ein. Mit der Bitte um Anmeldung!
Am 27. Juli findet wieder eine „Long Night“ im HDA statt. Sie beginnt um 19 Uhr mit einer kostenlosen Führung durch die aktuelle Ausstellung. Im Anschluss gibt es Musik, Zeit für Gespräche an der HDA-Bar und einen "Fortschritt durch Wohnbau-Cocktail" gemixt von Lung Peng. Ausstellung und HDA-Bar sind bis mindestens 23 Uhr für Sie geöffnet. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
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