Zum 22. Mal wurde der Architekturpreis des Landes Steiermark in Kooperation mit dem Haus der Architektur (HDA) ausgeschrieben, welcher mit einem Preisgeld von € 10.000,- dotiert ist. Zweck der Preisstiftung ist die Förderung zeitgenössischer qualitätsvoller Architektur in der Steiermark. Die Zuerkennung des Architekturpreises des Landes Steiermark erfolgt nach öffentlicher Ausschreibung und den Beschluss eines Kurators / einer Kuratorin. Prämiert wird ein in der Steiermark innerhalb der letzten 2 Jahre errichtetes Bauwerk.
Kurator/Kuratorin 2025 Die Vergabe des Preises erfolgt durch Beschluss einer Kuratorin oder eines Kurators. Für den Architekturpreis des Landes Steiermark 2025 hat die Steiermärkische Landesregierung das Architekturbüro SO? architecture and ideas als Kurator:innen bestellt. SO? architecture and ideas wurde 2007 von Sevince Bayrak und Oral Göktaş gegründet. Ihre Arbeit reicht von kleinmaßstäblichen Interventionen bis hin zu bedeutenden öffentlichen Bauaufgaben. Neben der architektonischen Praxis engagiert sich das Duo in der Lehre sowie in kuratorischen und konzeptionellen Projekten. Internationale Aufmerksamkeit erlangten sie insbesondere als Kurator:innen des türkischen Länderpavillons auf der Architekturbiennale 2023 in Venedig.
Der Architekturpreis des Landes Steiermark 2025 geht an den Salon Stolz von Architektursalon und su.n - spaceunit.net
Begründung der Kurator:innen Sevince Bayrak und Oral Göktaş:
Dieses Projekt offenbart die Stärken architektonischer Neuprogrammierung, fügt es doch dem Alltag einer Seniorenresidenz eine unerwartete kulturelle Ebene hinzu. Durch die Einbeziehung eines interaktiven Museums im Eingangsbereich, unterbricht der Entwurf Routinen mithilfe von Neugier und Austausch.
Wenngleich bescheiden, was die architektonischen Ausmaße anbelangt, weist der Salon Stolz dennoch eine beispielhafte Wirkung auf das Stadtgefüge auf. Strategische urbane Entscheidungen – wie etwa die Entfernung des Parkzaunes, die Neudefinition der Eingangsachse durch eine neue Überdachung und die Öffnung der Gebäudefassade – haben den Beitrag des Projektes zum öffentlichen Leben durch die direkte Einbeziehung des Parks in den bestehenden Komplex erheblich erweitert. Der Einsatz einfacher, jedoch effektiver Architekturelemente – eine Überdachung, eine Fassade, die sich öffnen lässt und eine Bank – ist ein mutiger Schritt bei der Verwandlung eines zuvor abgeschlossenen Bereichs in einen öffentlich zugänglichen Raum. Der Salon Stolz dient als überzeugendes Vorbild dafür, wie kleine Eingriffe zu einer umfassenderen urbanen Erneuerung und sozialem Engagement beitragen können. Der Raum lädt zu generationenübergreifendem Dialog und gemeinsamer Nutzung ein – etwas, das Architektur zwar oft anstrebt, jedoch nur selten so organisch umsetzt.
Die Geschichte dieses Projektes lässt sich nicht so einfach fotografisch dokumentieren. Angesichts der Herausforderung, einem Gebäude, das bereits durch zwei ganz unterschiedliche stilistische Epochen geprägt wurde, eine dritte architektonische Ebene hinzuzufügen, gliedert sich der Entwurf nahtlos in das bestehende Gefüge ein. Es gibt keinerlei Spektakel – lediglich die gemächliche Verflechtung von Architektur und Leben, wobei Bedeutung nicht in Form und Ausmaß, sondern in Nutzung zum Ausdruck kommt. Ein Projekt, das nicht so sehr spricht, sondern eher zuhört.
Anerkennungen erhalten
Stadthalle Kapfenberg tmp architekten, Arch. DI Dr. Uli Tischler, Arch. DI Martin Mechs
Dieses Projekt steht für die akribischen Bemühungen, ein ikonisches Gebäude zu erhalten – nicht eine Ikone der Form, sondern der Funktion, handelt es sich doch um die allseits beliebte Eishalle der Stadt. Der Entwurf und die Ausführung lassen eine große Verpflichtung gegenüber der ursprünglichen Rolle des Gebäudes erkennen, und erhalten den Charakter, während zeitgenössische Ergänzungen einfühlsam integriert werden. Die sorgfältige Renovierung, die neue Eingänge und eine Neugestaltung des Daches umfasst, erfüllt die Konstruktion mit neuem Leben, indem sie – besonders durch den angrenzenden Platz – deren Verbindung zur Stadt stärkt.
LFS Grottenhof ARGE LFS GRO: Caspar Wichert Architektur + OSNAP Open South North Architecture Practice
Dieses Projekt sticht aufgrund der erfolgreichen Integration der bestehenden Landschaft und der bebauten Umgebung heraus. Das Gebäude der landwirtschaftlichen Fachschule, Teil eines Biobauernhofes mit einer stimmigen programmatischen Struktur, wird mittels eines Gestaltungsansatzes, der die bestehenden Elemente nicht als Einschränkungen, sondern als Aktivposten betrachtet, aufwendig miteinbezogen. Geschickt schafft die Architektur so eine Lernumgebung, in der bereits vorhandene Strukturen als wesentliche Bestandteile eines erneuerten und geschlossenen Schauplatzes behandelt werden.
AHS Reininghaus j-c-k, Arch. DI Sandra Janser
Dieses Projekt ist ein herausragendes Beispiel dafür, wie Architektur auf ein sich entwickelndes pädagogisches Paradigma reagieren kann – eines, das nicht länger nur auf traditionellem, frontalem Lernen aufbauen kann. Das auf Clustern beruhende System, das erfolgreich auch Freiflächen miteinbindet, bietet ganz unterschiedliche und flexible Lernumgebungen, die alternative pädagogische Ansätze und ein Engagement der Schüler:innen unterstützen.
Baumhaus konstruktiv – Studio für Architektur, DI Julia Fröhlich & Arch. DI Wolfgang Timmer
Dieses Projekt bietet eine überzeugende Vision dessen, wie Architektur in Einklang mit nicht-traditionellen Tourismusformen gebracht werden und diese bereichern kann. Es handelt sich dabei um eine Intervention im kleinen Rahmen, die es nicht darauf anlegt, Umgebung und Natur zu beherrschen, sondern mit diesen zu verschmelzen. Die erhöhte Konstruktion, die sorgfältig unter Berücksichtigung der abschüssigen Topografie und der bestehenden Bäume entworfen wurde, bietet Besucher:innen ein immersives räumliches Erlebnis und gestattet es ihnen, sich mit der Natur von innen heraus auseinanderzusetzen, während sie gleichzeitig größtmögliche Rücksicht auf die Landschaft und deren Bewohner:innen nimmt.
Zum 22. Mal wird der Architekturpreis des Landes Steiermark ausgeschrieben, welcher mit einem Preisgeld von € 10.000,- dotiert ist. Das Ziel der Preisstiftung ist die Förderung und Anerkennung herausragender zeitgenössischer Leistungen auf dem Gebiet der Architektur in der Steiermark. Die Auszeichnung wird für Objekte verliehen, die sich in der Steiermark befinden und deren Fertigstellung zwischen dem 1. Jänner 2023 und dem 1. Februar 2025 liegt. Als Kurator:innen-Team für den Architekturpreis des Landes Steiermark 2025 wurde von der Steiermärkischen Landesregierung SO? Architecture and Ideas bestellt.
Das neue HDA-Format world_wide_wisdom lädt begleitend zu den Ausstellungen internationale Architekt:innen und Denker:innen zu Impulsvorträgen und Gesprächen ein. Im Rahmen der Ausstellung Bauherr:innenpreis24 – Unterwegs gibt das Istanbuler Architekturbüro SO? Architecture and Ideas, Kurator:innen des Architekturpreises des Landes Steiermark 2025, Einblick in ihre Positionen und Arbeitsweisen.
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