Ausstellungs-Pressepreview: 20.09.2019, 10 Uhr, Anmeldung erbeten unter presse@hda-graz.at Artist Talk: 20.09.2019, 17 Uhr Ausstellungseröffnung: 21.09.2019, 13:30 Uhr im Rahmen der Eröffnungen des steirischen herbst '19 Ausstellungsdauer: 21.09.-08.11.2019, jeweils Di–So 10–18 Uhr Eintritt frei!
Der radikale Denkansatz von Superstudio, einer 1966 in Florenz gegründeten Architekten- und Künstlergruppe, ging ausgehend von ihrem gesellschaftskritischen Modellentwurf „The Continuous Monument: An Architectural Model for Total Urbanization“ (1969) in die Architekturgeschichte des 20. Jahrhunderts ein. Die erste und gleichzeitig einzige gebaute Version dieses Entwurfs entstand 1969 in Graz im Rahmen der Dreiländer-Biennale trigon 69: architektur und freiheit.
50 Jahre nachdem Superstudio auf den Zeitgeist der 1960er Jahre mit einer Kritik auf die Fortschrittsgläubigkeit jener Zeit reagierte, widmen sich KünstlerInnen und ArchitektInnen einer jüngeren Generation den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, die die Produktion und Rezeption dieses Entwurfs begleiteten. Geprägt von digitaler Bildproduktion entwickeln sie für die Ausstellung „Sorry, the file you have requested does not exist. Liebe Grüße aus Graz von Superstudio“ eine immersive Umgebung, in der die Rolle von ArchitektInnen als RaumgestalterInnen und deren Werkzeuge auf ihre Zukunftspotentiale hin untersucht werden. Die erarbeiteten Positionen adressieren die voranschreitende Virtualisierung der Gegenwart und stellen dabei nicht nur die Realität, sondern auch die Agenten, die auf diese Realität verweisen, in Frage. Den zeitgenössischen Arbeiten wird eine Auswahl der wichtigsten Werke von Superstudio zur Genese des Continuous Monument aus den Archiven Grazer Kunst- und Kulturinstitutionen gegenübergestellt.
Das Haus der Architektur ist Teil der 2015 gegründeten Future Architecture Platform – die erste europaweite Plattform für Architektur-Institutionen, -Festivals und -ProduzentInnen. Im Mittelpunkt steht die Auseinandersetzung mit Visionen für die Zukunft der Architektur in Europa. 23 Institutionen aus 20 Ländern stellen nach einem jährlichen Open Call mit jungen Kreativen aus verschiedenen Disziplinen ein individuelles Veranstaltungsprogramm aus Ausstellungen, Konferenzen, Vorträgen, Workshops u.v.m. zusammen.
Fünf der in der Ausstellung vertretenen KünstlerInnen und ArchitektInnen wurden aus den EinreicherInnen zum Open Call der Future Architecture Platform ausgewählt.
Hier gibt es einen Überblick über die bisherigen Aktivitäten des HDA im Rahmen der Future Architecture Platform in den letzten Jahren.
Traumnovelle Congregation of the Machines ist eine zeitgenössische Interpretation der Szenografie der Ausstellung Architektur und Freiheit im Künstlerhaus Graz zur Dreiländerbiennale Trigon 69. Der Entwurf nimmt Bezug auf die „Green Screens“ heutiger TV-Studios, die gleichzeitig einen raumlosen Raum und die Möglichkeit aller Räume darstellen. Damit nimmt Traumnovelle in ihrem Entwurf die endlose Wiederholung von Raum von Superstudios The Continuous Monument auf, das in Graz im Rahmen der Trigon 69 seine erste (und einzige) Materialisierung erfuhr.
Traumnovelle Congregation of the Machines, 2019 Chromagreen emulsion paint, chromagreen vinyl floor, drywall, 8 flatscreens, 12 headphones, synchronizer, cables 2128 x 473 x 240 cm
Videoarbeiten:
(ab)Normal Inspiriert von einer Passage in Italo Calvinos Unsichtbare Städte (1972) zeigen (ab)Normal mit ihrer Videoarbeit Antea (2019) eine spekulative Zukunftsstadt, die den Träumen eines Androiden entspringt. In einer kurzen Arbeitspause folgt der Androide seinen Erinnerungen zurück in die phantastische Stadt Antea, die für ihn gleichzeitig omnipräsent und unerreichbar ist. (ab)Normals Bildwelten, die von ihrer Arbeit als Architekten mit 3D-Programmen inspiriert sind, illustrieren mit ihrer Arbeit nicht nur, wie von Maschinen für Maschinen erzeugte Träume aussehen könnten, sondern konfrontieren uns mit der Frage, für wen virtuelle Welten überhaupt geschaffen werden.
(ab)Normal Antea, 2019 Full HD video, color, sound 1’13”
Bernd Trasberger Ausgehend von einer umfangreichen Recherche zu Superstudios Wettbewerbseinreichung für die DreiländerbiennaleTrigon 69 entwickelt Bernd Trasberger eine neue Videoarbeit, in der historische Dokumente und Werke aus den Archiven der Neuen Galerie und des steirischen herbstes, aktuellen Zitaten und Reflexionen über das Vermächtnis von Superstudio gegenübergestellt werden. Für die Präsentation als Mehrkanal-Videoinstallation im Haus der Architektur wird das Video Liebe Gruesse aus Graz von Superstudio (2019), das Trasberger in einer einzigen Einstellung gedreht hat, in drei Kapiteln gezeigt: Superstudio, Il Monumento Continuo und La Stanza di Graz.
Bernd Trasberger Superstudio (from Liebe Gruesse aus Graz von Superstudio), 2019 Full HD video, color, sound 4’57”
Bernd Trasberger Il Monumento Continuo (from Liebe Gruesse aus Graz von Superstudio), 2019 Full HD video, color, sound 10’24”
Bernd Trasberger La Stanza di Graz (from Liebe Gruesse aus Graz von Superstudio), 2019 Full HD video, color, sound 8’21”
Hironaka & Suib Im HDA präsentieren Hironaka & Suib einen Auszug aus ihrer Videoarbeit The Continuous Moment, Part 1 (2014) – eine spekulative Geschichte, in der Superstudios The Continuous Monument realisiert wurde. Make-believer (2019) ist ein Reenactment von Superstudios berühmter Collage Fundamental Acts. Vita–Supersuperficie. Spring cleaning (1971), in der sich die allererste Wartungsaktion des Continuous Monument manifestiert. Während in Superstudios Collage, die ebenfalls in der Ausstellung zu sehen ist, die Überreste der Welt nach der totalen Urbanisierung als Ort des Verfalls und der Zerstörung dargestellt wird, inszenieren Hironaka & Suib die Welt der Zukunft als Ort der unendlichen Erholung und Freizeit.
Hironaka & Suib Make-believer (from The Continuous Moment, Part 1), 2014/2019 HD video continuous loop
Robin Klengel / Leonhard Müllner Ausgangspunkt der Arbeit Operation Jane Walk (2018) ist der dystopische Multiplayer-Shooter Tom Clancy’s: The Division (2016). Die digitale Kampfzone des Spiels wird durch einen künstlerischen Eingriff zweckentfremdet. Soweit es die Software zulässt, wird die militärisch-komponierte Umgebung im Sinne einer Stadtführung friedlich umgenutzt. Die Flaneure gehen den Kämpfen weitestgehend aus dem Weg und werden zu friedlichen Touristen einer digitalen, der Realität präzise nachempfunden Welt. Die im Video dokumentierte performative Lecture behandelt Architekturgeschichte, Urbanismus und die Eingriffe der Spieleentwickler in das simulierte New York des Videospiels.
Robin Klengel & Leonhard Müllner Operation Jane Walk, 2018 Full HD video, color, sound 16’14”
Stéphanie Roland In ihrer Arbeit Phantom Islands (2019) untersucht Stéphanie Roland Narrative, die der Wahrnehmung von Realität im postdigitalen Zeitalter zugrunde liegen. Dabei bezieht sie sich auf Superstudio, deren Entwurf The Continuous Monument (1969) virtuelle Unendlichkeit und digitales Mapping vorweg nahm. Als Modell einer Totalen Urbanisierung prophezeite Superstudio eine von Technologie, Kultur und Imperialismus geprägte, gleichgeschaltete Welt. Für Sorry, the file you have requested does not exist. entwickelte Roland fiktive Google Earth-Satellitenansichten von Phantominseln, die auf historischen Karten verzeichnet oder in historischen Dokumenten beschrieben sind, deren Existenz jedoch nie nachgewiesen werden konnte.
Stéphanie Roland Phantom Islands (Estotiland), 2019 Full HD video, multi-channel installation, b/w, sound 3’
Stéphanie Roland Phantom Islands (Pontchartrain), 2019 Full HD video, multi-channel installation, b/w, sound 3’
Stéphanie Roland Phantom Islands (Rupes Nigra), 2019 Full HD video, multi-channel installation, b/w, sound 3’
Vojtěch Rada In Song for the Deaf (2019) befasst sich Vojtěch Rada mit der Gegenwart und möglichen Zukunft des Architekten sowie mit der Funktion einer Architektur, deren Koordinaten durch das Potenzial der ihr zugrundeliegenden technologischen Werkzeuge bestimmt wird. Computergenerierte Avatare reflektieren über Raum, Zeit, Prozesse und Algorithmen. Bezugnehmend auf ein Zitat von Adolfo Natalini, Mitgründer von Superstudio zeichnet Rada Analogien zwischen digitalen Ruinen und den Konzepten von Superstudio auf: „Ruinen und Projekte haben eine Gemeinsamkeit. Sie teilen das traurige Schicksal der Abwesenheit: Im Fall von Ruinen ist es die Abwesenheit von etwas, das nicht mehr existiert, im Fall von Projekten die Abwesenheit von etwas, das noch nicht existiert. (…) In einigen Fällen entdeckt die Architektur ihre metabolischen Möglichkeiten in Ruinen.“ (Natalini, 2013)
Vojtěch Rada Song for the Deaf, 2019 Full HD video, color, sound 14’15“
Lion & Unicorn Als das Kollektiv Lion & Unicorn darüber nachdachte, welche Medien für politische Äußerungen nach wie vor am effektivsten sind, gelangte es zu dem Schluss, dass es heute zwei davon gibt: zum einen die Karte, zum anderen die physische Realität. Gleichzeitig hat sich heute aber die physische Realität in eine erweiterte Realität verwandelt und Land- und Stadtkarten sind überall durch mobile Geräte und interaktive Umgebungen ersetzt worden. Es stellte sich für Lion & Unicorn heraus, dass der radikalste (oder besser gesagt überraschendste) Eingriff eine Intervention in Google Maps ist. Superstudio behauptete, das Internet erfunden zu haben. Aber tatsächlich erfanden sie Google Maps, ein universelles und endloses Raster von globalem Ausmaß, das unsere Vorstellung von der physischen Realität prägt und oftmals unsere einzige Informationsquelle dazu darstellt. Anlässlich des Jubiläums der „Graz-Postkarte“ von Superstudio schlagen Lion & Unicorn vor entsprechend das Continuous Monument in der Google-Karte von Graz zu platzieren.
Lion & Unicorn Google Maps / The Continuous Monument, 2019 Digital collages and map locations Performance mit VR-Equipment bei der Ausstellungseröffnung
Für die HDA-Ausstellung "Sorry, the file you have requested does not exist. Liebe Grüße aus Graz von Superstudio" entwickelte Stéphanie Roland fiktive Google Earth-Satellitenansichten von Phantominseln, die auf historischen Karten verzeichnet oder in historischen Dokumenten beschrieben sind, deren Existenz jedoch nie nachgewiesen werden konnte. Dabei bezieht sie sich auf Superstudio, deren Entwurf "The Continuous Monument" (1969) virtuelle Unendlichkeit und digitales Mapping vorwegnahm.
Der Berliner Künstler Bernd Trasberger recherchierte 2019 als Stipendiat des Landes Steiermark (Styria-Artist-in-Residence) in Graz zur Arbeit „Continuous Monument“ der radikalen italienischen Architektengruppe Superstudio. Der entstandene Film „Liebe Grüße aus Graz von Superstudio“, stellt historische Dokumente und Werke aus den Archiven der Neuen Galerie und des steirischen herbstes, aktuellen Zitaten und Reflexionen über das Vermächtnis der Architektengruppe gegenüber.
Auf vimeo zu sehen: die Videoarbeit von Robin Klengel und Leonhard Müllner, die im Rahmen der HDA-Ausstellung „Liebe Grüße aus Graz von Superstudio“ 2019 gezeigt wurde. Klengel und Müllner führen als friedensstiftende Reiseleiter eine Gruppe bewaffneter TouristInnen durch ein postapokalyptisches New York City und erläutern dabei die Architektur- und Stadtgeschichte Manhattans.
Zum 20. Mal initiiert der ORF die Kulturveranstaltung „ORF-Lange Nacht der Museen“. Museen und Galerien in ganz Österreich öffnen ihre Türen für kulturinteressierte Nachtschwärmer von 18 bis 1 Uhr in der Früh. Im HDA ist die Ausstellung "Sorry, the file you have requested does not exist. Liebe Grüße aus Graz von Superstudio" zu sehen. Um 19 und 21 Uhr gibt es Kurzeinführungen zur Ausstellung.
Im Rahmen der Ausstellung "Sorry, the file you have requested does not exist. Liebe Grüße aus Graz von Superstudio" findet am Vorabend der offiziellen Eröffnung ein internationales Symposium mit den an der Ausstellung beteiligten KünstlerInnen und ArchitektInnen statt, die in ihren Arbeiten zeitgenössische Auseinandersetzungen mit dem Erbe Superstudios formulieren.
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