Die bildliche Darstellung von Bauten und städtischen Räumen gehört zu den wichtigsten Formen in der Kommunikation von zeitgenössischer Architektur. Im Stadtraum werden diese Visualisierungen oft zu Werbezwecken an Baugerüsten und Bauzäunen verwendet. Die Ausstellung Verhüllung und Verheißung geht dem Phänomen der Immobilienwerbung im öffentlichen Raum nach. Aufnahmen des Fotografen Hans Georg Esch von Plakaten aus verschiedenen Teilen der Welt werden Texten von Reinier de Graaf, AMO/OMA, Bildanalysen der Grafikdesignerin Rosa Nussbaum sowie einer Installation des Künstlers Sven Borger gegenübergestellt.
Die bildliche Darstellung von Bauten und städtischen Räumen gehört zu den wichtigsten Formen der Kommunikation von (zeitgenössischer) Architektur. Sie zeigt Gebäude im städtischen oder landschaftlichen Kontext, ihre Innenräume, Oberflächen und Ausstattung. Im Stadtraum werden diese Visualisierungen oft zu Werbezwecken der Immobilienbranche, meist für Wohnungs- und Bürohausbau verwendet. Sie zieren Bauzäune und Plakatwände, werden auf überdimensionalen Werbeträgern an Kreuzungen und Autobahnen präsentiert. Die Darstellungen versprechen die „schönste Wohnung“ oder das „ideale Stadtquartier“. Zu sehen sind glückliche Menschen, viel Grün und Bäume, Brunnen, spielende Kinder und entspannte SeniorInnen.
Die Ausstellung Verhüllung und Verheißung geht dem Phänomen der Immobilienwerbung im Stadtraum nach. Bildhafte Namen und verführerische Visualisierungen auf den Werbeplakaten stellen hier die entstehenden Bauprojekte als Wunschbild unseres privaten Lebensraumes dar. Im Gegensatz dazu steht die aktuell vielerorts diskutierte Situation des knappen Wohnraums bei steigenden Mieten und Immobilienpreisen. Begriffe wie der „Ausverkauf der Städte“, die „Ware Wohnen“ und „Betongold“ demonstrieren, wie weltweit entstehende Neubauprojekte durch den Wunsch nach der besten Rendite immer mehr zur „Unwirtlichkeit der Städte“ beitragen, die Alexander Mitscherlich bereits 1965 in seinem gleichnamigen Buch beschrieben hat.
Die Installation zeigt Aufnahmen des Architekturfotografen Hans Georg Esch, der auf seinen weltweiten Reisen die Werbebilder der Immobilienbranche dokumentiert hat. Gegenübergestellt werden die Bilder den Textpassagen aus dem 2015 erschienen Artikel in Architectural Review von Reinier de Graaf ‘Architecture is now a tool of capital, complicit in a purpose antithetical to its social mission’ (Die Architektur ist heute ein Werkzeug des Kapitals und steht damit im Widerspruch zu ihrer eigentlichen sozialen Zweckbestimmung). Die grafischen Analysen der Plakate von Rosa Nussbaum geben Einblicke in die visuellen Stilmittel der Immobilienbranche.
Intervention(en) im Stadtraum Ergänzend zur Ausstellung im HDA wird eine künstlerische Intervention von Sven Borger an einer bestehenden Baustelle in Graz realisiert. Die Arbeit wird auch über die Laufzeit der Ausstellung im HDA hinaus für die Dauer der Baustelleneinrichtung im Stadtraum sichtbar bleiben.
Kuratiert von HDA – Haus der Architektur mit Arbeiten von HG Esch, Reinier de Graaf, Rosa Nussbaum, Sven Borger
Ausstellung im Rahmen des gemeinsamen Projektes Kunst der Verführung, anlässlich 100 Jahre Grafikdesign, von Kunsthaus Graz, Graz Museum, KULTUM – Kulturzentrum bei den Minoriten, HDA – Haus der Architektur, Institut für Design und Kommunikation der FH Joanneum, WKO Steiermark – Fachgruppe Werbung & Marktkommunikation der WK Steiermark und dem Ankünder. Initiiert von Siegfried Gruber, koordiniert von Creative Industries Styria.
ERÖFFNUNG
Ausstellungseröffnung mit Live-Performance Anlässlich der Ausstellungseröffnung lädt das HDA zu einer Performance des in Wien lebenden Künstler Sven Borger aus Krefeld ein, der in den Ausstellungsräumen ab 20 Uhr die „Immobilienblase“ – das Objekt „NEOLOGISM UnUpsub*Arc“ – zu voller Größe aufpumpt. Das raumgreifende Objekt bildet bis zum Ausstellungsende das Zentrum der Installation.
Termin: 21. September 2022, 20 Uhr Ort: HDA – Haus der Architektur, Mariahilferstraße 2, 8020 Graz
BEGLEITPROGRAMM
Gemeinsames Symposium "Kunst der Verführung" Termin: 7. Oktober 2022, 15 Uhr Ort: Kunsthaus Graz, Space 04, Lendkai 1, 8020 Graz
Im Rahmen des Gesamtprojektes Kunst der Verführung findet ein von allen beteiligten Kultureinrichtungen gemeinsam organisiertes Symposium statt. Neben dem Spannungsfeld zwischen Werbung und Architektur wird auch die Frage nach der Beziehung von Kunst und Wirtschaft im Kontext von Werbeplakaten diskutiert.
Vortrag Judith Eiblmayr „Bad Gastein 1830 – zwischen Wasserfall und Spekulation“ Termin: 19. Oktober 2022, 19 Uhr Ort: HDA – Haus der Architektur, Mariahilferstraße 2, 8020 Graz
Einen Rückblick auf die wechselhafte Geschichte von Bad Gastein, einem boomenden Tourismusort und seit 1830 „Spielwiese“ für Investoren, gibt die Wiener Architektin und Architekturkritikerin Judith Eiblmayr, die im HDA ihr jüngst erschienenes Buch Bad Gastein. Ab/An/Aufgebaut vorstellt.
FÜHRUNGEN
Jedes Wochenende werden jeweils samstags um 15 Uhr und sonntags um 11 Uhr kostenlose Führungen angeboten. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
KÜNSTLERiNNEN
Hans Georg Esch (*1964 Neuwied) ist einer der international bedeutendsten fotografischen Interpreten der aktuellen Architekturproduktion. Seine konzeptionellen Arbeiten umfassen zahlreiche Bildserien wie z.B. Megacities, City and Structure oder Cities Unknown, die in umfangreichen Publikationen dokumentiert wurden. Seine räumlichen Installationen in Form von wandgroßen Bildern oder als begehbare Rotunden wurden in Galerien und an öffentlichen Plätzen weltweit inszeniert. Neben der Fotografie widmet sich Esch auch dem Film. Mit dem Filmemacher Oliver Schwabe hat er u.a. Architekturfilme in aller Welt realisiert. Seine Arbeiten wurden in Ausstellungen wie der Architekturbiennale in Venedig, im National Museum of China, im Kunstmuseum Liechtenstein, im Rahmen des Hamburger Architektursommers und auf Filmfestivals wie dem Master of Art Film Festival in Sofia gezeigt.
Reinier de Graaf ist seit 1996 Partner bei OMA. Er ist verantwortlich für Bau- und Masterplanungsprojekte in Europa, Russland und dem Nahen Osten. Im Jahr 2002 war er Mitbegründer von AMO, dem Think Tank von OMA, und produzierte The Image of Europe, eine Ausstellung, die die Geschichte der Europäischen Union illustriert. Als Leiter von AMO widmet er sich mit einem Schwerpunkt dem Bereich Nachhaltigkeits- und Energieplanung. Hierzu zählen Projekte wie Zeekracht: A Strategy for Masterplanning the North Sea, die Publikation Roadmap: A Practical Guide to a Prosperous, Low-Carbon Europe in Zusammenarbeit mit der European Climate Foundation und The Energy Report, ein globaler Plan für 100 Prozent erneuerbare Energie bis 2050, gemeinsam mit dem WWF. Er kuratierte die Ausstellungen On Hold an der British School in Rom (2011) und Public Works: Architecture by Civil Servants (Biennale von Venedig, 2012; Berlin, 2013). De Graaf ist zudem Autor zahlreicher Artikel und Publikationen, u.a. Four Walls and a Roof, The Complex Nature of a Simple Profession und der Novelle The Masterplan.
Rosa Nussbaum ist Gründerin des in London ansässigen Grafikdesignbüros Studio Christopher Victor. Der Schwerpunkt der Tätigkeit liegt hier auf der Buchgestaltung und -produktion. Zu den KundInnen gehören die Architecture Foundation, Circa Press, Drawing Matter, Laurence King Publishing, Lund Humphries, The MIT Press, Open City, Oslo Architecture Triennale, Quart Verlag und Thames & Hudson.
Sven Borger, geboren in Krefeld, ist freischaffender Künstler und lebt in Wien. Nach seinem Abitur diente er vier Jahre bei der Bundesmarine, durchlief dort eine Ausbildung zum Navigationsoffizier und wurde auf Fregatten eingesetzt. Danach folgte ein Aufbruch zu neuen Ufern und er studierte an der Peter Behrens School of Arts in Düsseldorf Architektur und Innenarchitektur. Die Idee echte Stadt-Innenräume zu entwickeln – also Architektur, die mehr ist als nur Gebautes – bildete den Ausgangspunkt seines Studiums der Raumstrategien an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Er war Artist in Residence-Stipendiat in Krems/Niederösterreich und Stipendiat am Bauhaus Dessau sowie Tutor im Fachbereich Raumstrategien Kunsthochschule Berlin-Weißensee.
Das Haus der Architektur lädt im Rahmen der Ausstellung Verhüllung und Verheißung herzlich zu einem Richtfest mit dem Künstler Sven Borger ein. Bei seiner Performance enthüllt Sven Borger ein unterweltigendes Baustellenplakat an einer Baustelle im Grazer Stadtzentrum (Lendkai 95).
Anlässlich der Ausstellungseröffnung am 21.09.2022 lud das HDA zu einer Performance des in Wien lebenden Künstler Sven Borger aus Krefeld, der in den Ausstellungsräumen die „Immobilienblase“ – das Objekt „NEOLOGISM UnUpsub*Arc“ – zu voller Größe aufgepumpt hat.
Grafik-Design und die damit verbundenen und davon beeinflussten Medien wie beispielsweise das Plakat haben in den letzten 100 Jahren die Kommunikationslandschaft verändert und entscheidend geprägt. Parallel dazu haben sich unterschiedliche Strömungen von visueller Kunst und Grafik-Design herausdifferenziert, deren Entwicklung bis heute nicht abgeschlossen ist. Dieses breite Spektrum an „Graphic Design“ – ein Begriff, der 1922 erstmals auftauchte – steht im Mittelpunkt von 6 Ausstellungen, an denen 8 Institutionen aus den Bereichen Kultur, Wissenschaft und Wirtschaft beteiligt sind.
Zahlreiche Projekte in Graz und der Steiermark erweitern den steirischen herbst ’22 im Parallelprogramm. Ein Rundgang in Begleitung der herbstvermittlung stellt die Ausstellungen einiger Grazer Institutionen vor. Um 12 Uhr gibt es eine Führung durch die HDA-Ausstellung "Verhüllung und Verheißung".
Im Rahmen des Kooperationsprojekts "Kunst der Verführung", an dem acht Institutionen aus Kunst, Wissenschaft und Wirtschaft beteiligt sind, findet ein gemeinsames Symposium zum Thema statt. In zwei Panels sprechen ExpertInnen aus Kunst, Werbung, Architektur und Design über die Kommunikation im öffentlichen Raum sowie die Zukunft der Kommunikation in Hinblick auf technologische Entwicklungen. Das Symposium ist zeitgleich auch der Kick-Off zur Creative Night Graz.
Im Rahmen der Ausstellung Verhüllung und Verheißung stellt die Wiener Architektin und Architekturkritikerin Judith Eiblmayr ihr jüngst erschienenes Buch "Bad Gastein – Ab/An/Aufgebaut. Urbane Baukultur am wilden Wasser" vor. Bad Gastein – auch „das Manhattan in den Alpen“ genannt – wird geprägt durch die in touristischen „Boomzeiten“ entstandenen markanten Großbauten aus der Zeit des Historismus und der 1970er Jahre. In ihrem Vortrag beleuchtet Judith Eiblmayr sowohl die historische Entwicklung Bad Gasteins zu einem boomenden Tourismusort um die Jahrhundertwende als auch seinen Niedergang am Ende des 20. Jahrhunderts.
Zum 22. Mal initiiert der ORF die Kulturveranstaltung „ORF-Lange Nacht der Museen“. Museen, Institutionen und Galerien in ganz Österreich öffnen ihre Türen für kulturinteressierte Nachtschwärmer von 18 bis 1 Uhr in der Früh. Im HDA ist die Ausstellung "Verhüllung und Verheißung. Immobilienwerbung im öffentlichen Raum" zu sehen. Um 19 und 21 Uhr gibt es Kurzführungen durch die Ausstellung, die HDA-Bar ist geöffnet.
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