Baukulturelle Leitlinien des Bundes
Der Ministerrat hat 2017 die „Baukulturellen Leitlinien des Bundes (Baukulturdeklaration)“ beschlossen. Damit setzt der Bund ein klares Signal für die Bedeutung der Baukultur in Österreich und legt konkrete Maßnahmen für die baukulturelle Entwicklung des Landes vor. Die Leitlinien sind das Ergebnis eines umfassenden Diskussionsprozesses, an dem sich rund 150 Expertinnen und Experten aus verschiedensten Fachbereichen sowie Vertreterinnen und Vertreter von Bund, Ländern und Kommunen beteiligt haben.
Ziel der baukulturellen Leitlinien ist die aktive Mitgestaltung der Baukultur durch den Bund. Insbesondere im Rahmen der eigenen Immobilienentwicklung soll dieser künftig eine Vorreiterrolle einnehmen – ganz gleich, ob es dabei um die Stärkung der Orts- und Stadtkerne, die Förderung hochwertiger öffentlicher Räume, die sorgsame Pflege des baukulturellen Erbes oder die Reduzierung des Flächenverbrauchs geht. Weiteres prüft der Bund, wie bei der Vergabe öffentlicher Mittel finanzpolitische und steuerrechtliche Vorgaben qualitätsvolles Bauen unterstützen können und forciert in Kooperation mit den Ländern den Prozess der Vereinfachung und Harmonisierung von Gesetzen. Vermittlung, Forschung und Vernetzung vorhandenen Wissens und die bessere Koordinierung auch unter den Verantwortlichen der öffentlichen Hand sind ebenso wesentliche Punkte der Baukulturellen Leitlinien.
Insgesamt hat der Baukulturbeirat 20 Leitlinien in folgenden sechs Handlungsfeldern festgelegt:
- Orts-, Stadt- und Landschaftsentwicklung
- Bauen, Erneuern und Betreiben
- Prozesse und Verfahren
- Bewusstseinsbildung und Beteiligung
- Wissenschaft und Kompetenzvermittlung
- Lenkung, Kooperation und Koordination
Ergänzt werden die Leitlinien durch ein Impulsprogramm, das konkrete Schritte für eine umfassende Förderung von Baukultur und eine breite Bewusstseinsbildung in Gesellschaft, Politik, Wirtschaft und Verwaltung zum Ziel hat. „Damit liegt erstmals eine Gesamtstrategie vor, die Baukultur als ressortübergreifende Querschnittsmaterie auf Ebene des Bundes, der Länder und der Gemeinden verankert“, so Kulturminister Thomas Drozda.
Die Umsetzung der einzelnen Vorhaben wird durch ein Baukultur-Monitoring des Beirats für Baukultur unter dem Vorsitz von Christian Kühn begleitet, das die Aufgabe hat, Fortschritte zu beobachten und Erfolgsbeispiele zu vermitteln. Die Baukulturellen Leitlinien, die auf Initiative des Beirats für Baukultur und im Auftrag des Bundeskanzleramtes entstanden sind, sollen in weiterer Folge zu legistischen Initiativen im Parlament führen.
Vierter Österreichische Baukulturreport
Nach den Jahren 2006, 2011, 2018 wurde 2021 der Vierte Österreichische Baukulturreport vorgelegt. Das im Vierten Baukulturreport vorgestellte Maßnahmenkonzept soll Wege zur Erreichung der Ziele des Baukulturreports schaffen, indem Ressourcen für Baukulturförderung, Forschungsförderung, Beratung und Kooperation sowie Qualitätsentwicklung aufgebaut werden.
Ziele
- Steigerung der gesellschaftlichen Bedeutung von Baukultur und baukulturellem Erbe
- Stärkung von Stadt- und Ortskernen
- Nutzung der Baukultur für die Reduktion der CO2-Emissionen sowie den Bodenschutz
- verstärkte Berücksichtigung von Gleichheit beim Raumzugang
- qualitätsorientierteres und effizienteres öffentliches Bauen
- verbesserte Berücksichtigung von Baukulturpolitik in der Legistik und bei anderen Regularien
- Vernetzung und Wissensvermittlung im Bereich Baukultur
Um diese Ziele zu erreichen, bedarf es Förderungen und einer Struktur für Baukultur. Deshalb wird die Einrichtung einer Agentur für Baukultur vorgeschlagen, die nachhaltige Veränderungen erreichen soll. Durch Verbesserung der Rahmenbedingungen und eine Schärfung des Bewusstseins für Baukultur soll einerseits die baukulturelle Qualität im Bereich der öffentlichen Hand deutlich gesteigert und andererseits die Baukultur in Österreich generell weiterentwickelt werden.
Organisationsstruktur Agentur für Baukultur
Die Agentur für Baukultur soll grundsätzlich mit allen Ressorts des Bundes und allen weiteren Ebenen der Verwaltung kooperieren. Die Arbeit und somit auch die Organisationsstruktur der vorgeschlagenen Agentur für Baukultur gliedern sich in vier Tätigkeitsfelder: Baukulturförderung für Städte und Gemeinden, Forschungsförderung, Beratung und Kooperation, Qualitätsentwicklung. Inhaltlicher Handlungsrahmen für die Tätigkeit der Agentur sind die Baukulturellen Leitlinien des Bundes. Der Beirat für Baukultur als „Hüter“ dieser Leitlinien kooperiert deshalb inhaltlich eng mit der Agentur für Baukultur. Sie muss personell und finanziell so ausgestattet werden, dass sie die Aufgaben aller vier Tätigkeitsfelder selbstständig erfüllen und diese laufend weiterentwickeln kann. Dies bedeutet, dass sie in den zwei Tätigkeitsfeldern, die Förderprogramme umfassen, die Projekte inhaltlich betreuen (Ausschreibung, Projektauswahl, Antragsqualifizierung, Projektbegleitung) und die damit zusammenhängenden Agenden von Kooperation, Öffentlichkeitsarbeit, Wissenstransfers und Evaluierung übernehmen kann.
Die geplante Agentur für Baukultur soll in Kooperation mit Geldgeber:innen für das Bauen gemeinsam getragene Programme entwickeln, die höhere baukulturelle Qualität anstreben. Deshalb wird vorgeschlagen, nach Vorliegen des Vierten Baukulturreports die Aufbauphase der Agentur für Baukultur über zwei Jahre als Entwicklungslabor zu starten, um Vereinbarungen auszuarbeiten, ein eigenes Pilotförderprogramm aufzubauen und mit der Tätigkeit im Bereich Beratung, Kooperation und Qualitätsentwicklung zu beginnen. Als partizipatives Projekt ist die Agentur in allen Bereichen um Synergien mit anderen Akteur:innen bemüht.
Baukultur gewinnt an Bedeutung in Europa
Der Report ist neben den Baukulturellen Leitlinien, die im August 2017 den Ministerrat passiert haben, ein wesentlicher Schritt für eine hochqualitative Baukultur in Österreich. Auf europäischer Ebene stellt die im Jänner 2018 formulierte Davos Declaration einen wichtigen Baustein für die Stärkung von Architektur und Baukultur dar, auf die sich KulturministerInnen und Verantwortliche europäischer Länder geeinigt haben.
Nähere Informationen zu Baukulturreport und Baukulturellen Leitlinien unter:
www.baukulturpolitik.at
www.baukultur.gv.at
Die Publikationen sind online als Pdf verfügbar:
Vierter Baukulturreport
Baukulturelle Leitlinien des Bundes