2000/01 hdax 07 Perfekte Location
Veranstaltung zum Jahresprogramm hdax 00/01
PodiumsdiskussionMedial generierte Architektur spielt eine wesentliche Rolle bei der Wertbildung des Konsumenten. Ihre Akzeptanz läßt sich dabei von Seiten der "ProduzentInnen" mit einer ansonsten in der Architektur nicht existierenden Geschwindigkeit abfragen. Die dabei entstehende Wechselwirkung entwickelt eine Eigendynamik, deren Ergebnis nicht vorhersagbar ist und sich oft gängiger Eingriffsmöglichkeiten entzieht, beziehungsweise widersetzt.
1. New Urbanisme - Celebration und das disziplinierte Konstrukt einer postmodernen Idylle
Celebration ist der Endpunkt einer Entwicklung, die mit den Stadtbunkern L.A.´s begann und welche die Urbanität auf Perfekte Locationen auf Kleinstadtniveau zurückbringt.
Aus einer Mischung von kleinbürgerlichem Wohnideal mit der einer absoluten Kontrolle unterworfenen nachbarschaftlichen "Vernetzung" werden soziale Enklaven Perfekter Locationen konstruiert.
2. Framing societies - Serien und Zeitgeistmagazine als Bildproduzenten Perfekter Locations
TV-Serien und / oder Zeitgeistmagazine wie z.B. Wallpaper haben projektive Bedeutung für die Sehnsuchtsproduktionen flexibler und hoch-individualisierter Menschen. Bilder Perfekter Locationen stellen dabei den Hintergrund, die Bühnen von Wohnoasen und Lebensidyllen dar und werden in entsprechender Geschwindigkeit produziert.
3. New Surfaces - Die Wiederversinnlichung des Alltags über die Faszination und die Inszenierung Neuer Materialien
Es ist auffallend, dass im Innenraumdesign letzter Zeit Materialien bzw. Oberflächen zum Einsatz kommen, die sich stark an die Ästhetik medialer Räume anlehnen und ein grundsätzlich anderes Lebensgefühl zu vermitteln trachten ("fluidale Taktilität"). Die Gestaltung und Materialisierung von Perfekten Locationen am und um den Körper in Form von Mode, Shops und Lokalen erfährt dabei eine Renaissance.
4. Global Media Engineered Housing - Computergenerierte Locations und deren (vermeintlich) individualisierte Livingzones
Die Charakteristika eines vermehrt rechner-generierten Entwerfens, Planens und Realisierens sind ebenso den Imperativen der Globalisierung zuzuordnen, wie die dabei entstehenden Entwürfe Perfekter Locationen. Ebenso sprechen deren Rückwirkungen der Globalisierung von Bedürfnissen potentieller Bewohner einer vereinheitlichten, nur vermeintlich individualisierten Wohnkultur zu.
5. Virtual Paradises - Die Lebensweltsurrogate der MUDs als Perfekte Location für heimat-lose Zeitgenossen
(Graphische) Multi-User-Dungeons in Real-Time-Games und als Virtual Communities im Net bieten eine mentale und emotionale Rückholung nicht nur Jugendlicher aus der "Kälte" gesellschaftlicher Partikularisierungsmechanismen. Sie erzeugen als Perfekte interface-Location den endlos verlängerbaren Aufenthalt in digitalen Erlebnis- und Quatschwelten, die Bedürfnisse nach familialer, real-wohnlicher Aufgehobenheit vergessen lassen.
6. Arch-Directors - Die Produktion Perfekter Locations angesichts medialer Inszenierungssettings und globaler CIs
Läßt sich von einem neuen Berufsverständnis der ArchitektInnen reden, angesichts einer auf medialen Inszenierungssettings und Designanforderungen aufbauenden globalen Corporate Identity jedweden Objektes, oder ist diese Rolle schon längst durch andere Netzwerke und Teams okkupiert, welche den klassischen Creator des Architekturberufes als Partikel in sich aufgehen lassen?