An der Klippe. Herwig Illmaier, Architekt, 1957-2001
Ausstellung und Publikation. Das Buch ist für Kammermitglieder zum günstigen Vorverkaufspreis mit darunter stehendem Formular bis 30.Juni zu bestellen.
AusstellungAn der Klippe. HERWIG ILLMAIER. Architekt. 1957-2001
Im Sommer 2001 verunglückte der steirische Architekt Herwig Illmaier tödlich. Eine Ausstellung im Haus der Architektur Graz und eine Publikation würdigen einen der hervorragenden Architekten seiner Generation.
Herwig Illmaier gehört jener Architektengeneration an, die in den 80er Jahren den Neubeginn nach der Postmoderne getragen hat. Er galt als Radikaler. Radikal war er in seiner bedingungslosen Hingabe und in der Besessenheit, mit der er Ideen entwickelte. Gleichzeitig besaß er die Fähigkeit des echten Austausches mit den Nutzern / Bauherren im Planungsprozess - eine essentielle Voraussetzung zeitgemäßen Bauens. In seinen Projekten finden sich innovative, gewagte Ansätze neben einem ausgeprägt "handwerklichen" Interesse und einem starken Sensorium für die Befindlichkeiten der Benutzer. "Luftig, farbig, landschaftlich, undogmatisch" - mit diesen Eigenschaften erweist sich Illmaiers Werk zweifellos als zukunftsweisend.
Herwig Illmaier starb in einem Alter, in dem (in Österreich) die meisten Architekten erst zu bauen beginnen. Dafür weist sein Oeuvre eine beträchtliche Breite auf: vom Brückenbau über den öffentlichen Platz, die Schule, das Krankenhaus bis hin zum Design. In dem Werk, das in nur 13 Jahren entstand, entwickelte er Leitgedanken, die auch für die gegenwärtige Architektur von grundsätzlichem Belang sind:
Verbindung von Architektur und Natur. Dieser Ansatz, dem künftig zweifellos großer Einfluss zukommen wird, bestimmte bereits Illmaiers manifesthafte Diplomarbeit - "Haus an der Klippe" - und entwickelte sich zu einem Hauptthema in seinem Werk. Der Bezug zum Wasser bildet geradezu einen roten Faden.
Farbe. Ein in seiner Wirksamkeit oft vernachlässigter Aspekt. Illmaier, der über ein ausgeprägtes Farbgefühl verfügte, behandelte Farbe - immer im Einklang mit der Eigenheit des Materials - als souveränes Element.
Detail. Illmaiers Augenmerk auf Detail und Ausführung ist gerade angesichts heutiger (virtueller) "Schaubildarchitektur" von Bedeutung. Denn jene Phase zwischen Entwurfsplan (Schaubild) und Bau entscheidet erst über die Qualität.
Demokratische Typologien / Offenes Bauen. Illmaier griff in lockerer Weise städtebauliche Ansätze und Typologien der Moderne wieder auf - Atriumsiedlungen, Terrassenanlagen. Seine Bauten und Projekte zeichnen sich durch den Dialog mit dem Umraum und die Schaffung (halb)öffentlicher Außenräume aus.
Die Ausstellung zeigt Illmaiers Werk in seinem Entstehungszusammenhang: von der Kindheit in der rezessierenden Bergbau-Stadt Eisenerz, die in Illmaiers Arbeit immer wieder Thema war, über die Studienjahre in den autonomen Zeichensälen an der TU-Graz in den frühen 80er Jahren, damals der progressive Hort der österreichischen Architektur, bis zu Illmaiers Themen Musik und "Art of Living".
Der Ausstellungstitel lehnt sich an ein Schlüsselprojekt Illmaiers an: "Haus an der Klippe", seine Diplomarbeit an der TU Graz, 1985. In dieses dekonstruktivistische Projekt steckte Illmaier größte Energie; eindrucksvoll abzulesen in dem aufwändigst ausgeführten Modell. Das "Haus an der Klippe" verkörpert jugendliche Traum-Architektur: grenzenlose Möglichkeiten durch den reichen (fiktiven) Auftraggeber, dagegen absolute Grenzsituation der architektonischen Bedingungen ("an der Klippe"), totale Integration von Landschaft und Bau, Wasser.
Der Textteil der Diplomarbeit besteht aus Literaturzitaten zur "Situation an der Klippe" - von der antiken Mythologie über die Bibel bis zu Raymond Chandler - fast alle mit demselben Ende: dem tödlichen Sturz von der Klippe.
44-jährig stirbt Herwig Illmaier, beim Versuch einen Ertrinkenden zu retten, im Ägäischen Meer.
Die Ausstellung „An der Klippe. Herwig Illmaier, Architekt (1957 – 2001)“ ist vom 27. Juni bis 30. September 2003 im Haus der Architektur Graz zu sehen, kuratiert von Barbara Feller und Maria Welzig. Dazu erscheint eine gleichnamige Publikation, für Kammermitglieder bis 30. 06. 2003 erhältlich mit 50%iger Ermäßigung (Informationen: Haus der Architektur Graz, Tel. 0316-323500, office@hda-graz.at).