Die Stadt der Zukunft
GesprächErstmals in der Menschheitsgeschichte leben mehr Menschen in Städten als auf dem Land. In der Europäischen Union zum Beispiel leben vier von fünf Bürgern in städtischen Gebieten. Die Frage, die sich angesichts dieses Veränderungsprozesses immer dringender stellt, lautet: wie wird die Stadt der Zukunft aussehen, in welcher Stadt wollen wir eigentlich leben?
Zum einen ist das Bild von der Stadt, das unser Denken prägt, obsolet. Längst ist die Stadt nicht mehr jener verdichtete Raum mit eindeutigen Grenzen. Von diesem traditionellem Stadtbild gilt es Abschied zu nehmen. Die Region mit einem mehr oder weniger klar umrissenen Nukleus wird die planerische Herausforderung für Architekten, Raumplaner und Politiker darstellen. Denn um einen Flächenkollaps zu vermeiden werden sich die Verantwortlichen endlich deklarieren müssen, ob sie der vertikalen Stadtentwicklung das Wort reden oder die horizontale Ausdehnung der Stadt bevorzugen. Gleichzeitig stellt sich die Frage, wie es in einer ökologisch nachhaltig konzipierten Stadt der Zukunft um die Mobilität der Einwohner steht. Angesichts der steigenden Treibstoffpreise scheinen öffentliche Verkehrsmittel im Vorteil zu sein. Bedeutet das aber, dass die lange unterschätzte kleinräumige Struktur des „Grätzels“, also die Wiedergeburt quasi-dörflicher Strukturen im urbanen Raum, aufgewertet wird, dass die Nahversorgung doch eine Renaissance erlebten wird und damit eine Überlebenschance gegenüber der Shopping-City-Gigantomanie haben kann? Und unter welchen Voraussetzungen wird die städtische Bevölkerung Mitte dieses Jahrhunderts zusammenleben: etwa Junge und Alte, Einheimische und Zuwanderer. Und wie wird der Raum zwischen den Städten aussehen? Hans Hollein notierte vor mehr als vier Jahrzehnten in seinem 1965 verfassten Manifest „Zukunft der Architektur“: „Architektur ist der Wille des Menschen seine Umwelt selbst zu bestimmen, Städte entstehen, der dreidimensionale Ausdruck seines Verhaltens. ... Das freie Land wird weder mit Ansiedlungen überstreut noch eine beziehungslose Barriere zwischen isolierten Ansiedlungen, sondern ein integraler Teil dieser Menschen gemachten Umwelt.“
Im Rahmen des steirischen herbst 2008 spricht Michael Kerbler mit der Architektin Elke Delugan-Meissl und dem deutschen Architekten Martin Kaltwasser über die „Stadt der Zukunft“. Am Sonntag, den 5.Oktober um 10.45 Uhr in der Ö1-Reihe ZEITGENOSSEN IM GESPRÄCH im Festivalzentrum des steirischen herbst. Der Eintritt ist frei!