Filmabend: IL PALAZZO und QUADRO
KinoFilmabend im HDA in Kooperation mit der DIAGONALE 2010, Festival des österreichischen Films anlässlich des HDA Schwerpunktes „Asmara - Afrikas heimliche Hauptstadt der Moderne":
Einführung durch Lotte Schreiber, Filmemacherin, Künstlerin, Architektin
Il Palazzo
Katharina Copony, A/D 2006, Video, 45min
«Palazzo» ist im Italienischen auch die Bezeichnung für Wohnhaus, Wohnblock. «Ungeheuer» ist der Name, den die Bewohner von Corviale für ihr nahezu einen Kilometer langes Wohngehäuse aus Stahlbeton gefunden haben. Inspiriert von Le Corbusiers Vision einer vertikalen Stadt wurde dieser soziale Wohnungsbau von Mitte der 1970er bis in die frühen 1980er Jahre an der Peripherie Roms errichtet. Wie ein Monolith liegt er in freier Landschaft, bis heute leben in ihm etwa 8000 Menschen, er wurde nie gänzlich fertig gestellt. Das Versprechen eines urbanen Lebensraums hat er an seine Bewohner abgegeben, und es ist das große Vermögen des Films von Katharina Copony, dass er in dieser Leerstelle zu seinen Bildern und Erzählungen findet.
Katharina Coponys Il Palazzo ist mehr als eine Milieustudie oder Bestands-
aufnahme einer gescheiterten Utopie. Es ist ein Film über die Aneignung und Nutzbarmachung eines Ortes, der schon längst als Un-Ort in die Geschichte eingegangen ist, für seine Bewohner aber nach wie vor den aktuellen Rahmen ihres Lebens stellt. (Lina Launhardt)
Quadro
Lotte Schreiber, A 2002, Video, 10min
Das Video Quadro (ital.: Viereck, Bild, Kader) ist das filmische Portrait eines monumentalen 1960er-Jahre-Wohnblocks in der italienischen Küstenstadt Triest. Wie eine Ritterburg schwebt dieses imposante Gebäude mit quadratischem Grundriss auf einem Hügel über der Stadt. In diesem strukturalistischen Bauwerk sind die sozialutopischen Ideen dieser Epoche als kühne, maßstabslose Betonkonstruktion ausformuliert. Material und Struktur dienen als verbindende Elemente der filmischen Interpretation. Der Rhythmus der Montage entspricht dem Metrum der architektonischen Struktur. Gebauter Raum manifestiert sich in filmischer Zeit. Den Materialien Sichtbeton und Glas setzt die Künstlerin und Architektin Lotte Schreiber Super8 und Digitalvideo entgegen. Der kontemplative Bilderfluss entwickelt mit dem eindringlichen elektronischen Soundtrack von Stefan Neméth einen unwiderstehlichen suggestiven Sog. Immer wieder werden die streng kadrierten statischen Einstellungen in grobkörnigem schwarzweiß abrupt von stark verwackelten Videoaufnahmen zerrissen.
Dieses Video ist keine Architekturdokumentation im üblichen Sinn. Es entstand allein aufgrund der subjektiven Faszination der Filmemacherin an der gebauten Manifestation einer radikalen gestalterischen Idee und einer gescheiterten sozialen Utopie. (Norbert Pfaffenbichler)
EINTRITT FREI!
Wir freuen uns auf einen interessanten Kinoabend mit heiterem Ausklang bevor das HDA vom 01. August bis 31. August auf Sommerpause ist.