In memoriam Yona Friedman: 60 Elephants. Episodes of a Theory
FilmvorführungAm 21. Februar 2020 ist der Architekt, Künstler, Visionär und Denker Yona Friedman in Paris im Alter von 97 Jahren gestorben. Aus diesem Anlass zeigt das HDA den 2018 entstandenen Film 60 Elephants. Episodes of a Theory von Sasha Pirker und Michael Klein sowie Architecture is the sculpture of emptiness, ein Interview von Mies. FR mit Yona Friedman, ebenfalls aus dem Jahr 2018.
Mit einer Einführung zu Yona Friedman von Karin Tschavgova und Johannes Fiedler sowie einer Nachbetrachtung seiner Ideen und Thesen nach der Filmvorführung.
Michael Klein und Sasha Pirker porträtieren in 60 Elephants das Denken und Arbeiten des damals 95-jährigen französischen Architekten und Humanisten Yona Friedman, der 2018 mit dem Friedrich Kiesler Preis ausgezeichnet wurde. Friedman entwickelte bereits in den 1950-/60er-Jahren Visionen einer mobilen und auf Improvisation abgestimmten Architektur für eine auf Migrationskurs befindliche globale Gesellschaft. Seine Anmerkungen zur gegenwärtigen Flüchtlingsthematik, denen der Film Raum gibt, verraten sein umsichtiges und unaufgeregtes Denken, das sich an sozialen Bedürfnissen und deren sinnhafter Erfüllung orientiert. In einfühlsamen Passagen wird Friedmans ländlicher wie auch urbaner Lebens- und Arbeitsraum vorgestellt, immer von seiner eigenen Stimme aus dem Off begleitet, die den roten Faden des in sich klar strukturierten Films liefert.
Der Film beginnt mit einer Raumaufnahme: Lichtreflexe von außen huschen dann und wann über die Wände eines fast leeren Raumes, bevor ihn Friedmans Stimme aus dem Off füllt. Die Wirklichkeit schreibt sich wie zufällig in den Raum ein und bestimmt diesen als dynamisches Potenzial und nicht als in sich geschlossene Entität. Diese Aufnahmen besitzen damit metaphorische Bedeutung für das Werk des Architekten. Dessen Lebenswerk besteht darin, Architektur als ein Offert zu entwickeln, das nicht in sich abgeschlossen ist, sondern den BewohnerInnen Möglichkeiten der Mitgestaltung bietet, die auf Notwendigkeiten der Kommunikation und des sozialen Verhaltens basieren beziehungsweise diesen erst Sinn verleihen. Dass die Gruppenbildung von sozialen Strukturen bestimmt und limitiert wird, verdeutlicht Friedman in seinem Vergleich mit dem Tierreich, der dem Film den Titel gibt. Wie Friedmans Werk ist auch 60 Elephants ein Plädoyer für die Realisierbarkeit von Utopien. (Rainer Fuchs)
60 Elephants. Episodes of a Theory.
Austria, France 2018
Regie: Sasha Pirker, Michael Klein
Englisch, 22 Minuten
Verleih: sixpackfilm, Wien
In einem seiner letzten längeren Videointerviews erzählt Yona Friedman in seinem Pariser Atelier jungen französischen Studierenden seine Haltungen zur Architektur. Im persönlichem Gespräch spricht er von seinem Streben nach mehr sozialen Flächen für die BewohnerInnen seiner Projekte und von seinen Ansätzen zur Entwicklung von Architekturrepräsentation über die Grenzen von klassischer Zeichnung und Modellen hinaus.
Das Interview ist ein Aufruf an alle angehenden ArchitektInnen: Dare to imagine!
Architecture is the sculpture of emptiness
Interview mit Yona Friedman
France 2018
Regie: Mies. FR (Antoine Basile, Ines Winckler, Cesár Bazin, Matthieu Bordreuil)
Französisch mit englischen Untertiteln, 11 Minuten