Jahresprogramm 2021
Hiermit möchten wir Ihnen gerne einen Überblick über das Programm im Haus der Architektur 2021 geben. Aktuelle Neuigkeiten sowie weitere Informationen zu den zahlreichen Vorträgen und weiteren Programmpunkten des Haus der Architektur werden laufend ergänzt.
AUSSTELLUNG, GESPRÄCHE
NORMAL – direkter Urbanismus x 4
– gemeinsames Handeln anderer Urbanismen in peri-urbanen Bezirken
(Ausstellung im Rahmen des Kulturjahres 2020 von transparadiso)
Aufgrund COVID-19 verschobene Ausstellung
Der Call Graz 2020 war eine außergewöhnliche Chance, um relevante Themen von Stadtentwicklung an den Rändern, in peri-urbanen Räumen zu behandeln, die – obwohl die Mehrheit der Bevölkerung in solchen Räumen lebt – kaum im Planungsinteresse liegen. Diese Gegenden werden seit vielen Jahren durch eine ungehemmte Bautätigkeit überformt ohne eine Verbindung zu Stadtentwicklungskonzepten erkennen zu lassen. Dadurch fehlen benennbare Identitäten – außer jener des Unspektakulären, wenn nicht gar der „Langeweile“, weil diese Gebiete zunehmend austauschbar mit jenen in anderen Städten wirken.
Genau dieser Mehrheit des Unspektakulären wird sich die Ausstellung im HDA widmen. Graz hat – auch international – einen herausragenden Ruf für Architektur wobei die Stadt gleichzeitig von einer hohen Fragmentierung charakterisiert ist. Als prozentuell meistwachsende Stadt in Österreich ist es also umso wichtiger, sich mit weniger beachteten Bezirken an den Rändern der Stadt zu befassen. Wie kann in diesen „peri-urbanen“ Gebieten, die trotz ähnlicher Phänomene alle sehr unterschiedlich sind eine neue „Zentralität“ (Lefebre) und Identität, die von Gemeinschaft geprägt ist, mit innovativen künstlerisch-urbanistischen Methoden entwickelt werden? Dies ist umso dringlicher, da die etablierten Stadtteilzentren mit ihren sozialen Strukturen in Graz nun gefährdet sind. Diese „peri-urbanen“ Gebiete sind von Flächenfraß durch Supermärkte und Shoppingcenters mit Parkplätzen oder von „Nachverdichtung“ gekennzeichnet, die jegliche Nutzung oder Produktion von Qualitäten des öffentlichen Raums vermissen lassen und ebenso noch vorhandene soziale Strukturen auslöschen.
Für das Projekt beleuchtet transparadiso gemeinsam mit den urban practitioners orizzontale (I), public works (GB) und Georg Winter (D) die Grazer Bezirke Andritz, Waltendorf, Liebenau und Wetzelsdorf.
AUSSTELLUNG, FILMABENDE
Homo Urbanus – A Citymatographic Odyssey
Aufgrund COVID-19 verschobene Ausstellung
Anlässlich der Diagonale – Festival des österreichischen Films präsentiert das Haus der Architektur das außergewöhnliche Werk von Ila Bêka und Louise Lemoine, die zu den bedeutendsten KünstlerInnen und FilmemacherInnen im Bereich der Architektur zählen. Die Ausstellung zeigt eine Auswahl ihrer bekanntesten Filme. Zu ihren neuesten Arbeiten gehört die Filmserie Homo Urbanus, die die Beziehung zwischen Menschen und Städten in unterschiedlichsten Teilen der Welt in den Fokus nimmt. Anlässlich der Ausstellung findet ein Filmwettbewerb statt, der das urbane Leben in Graz in Form von Kurzfilmen dokumentieren soll. Eine Jury wählt die spannendsten Filme aus, die dann in der Ausstellung gezeigt werden. Die Ausschreibung läuft bereits, nähere Informationen finden Sie auf unserer Webseite.
In den letzten 15 Jahren haben sich Bêka & Lemoine in der internationalen Architekturszene durch ihr innovatives filmisches Werk einen Namen gemacht. Mit ihrem feinen charakteristischen Humor durchbrechen sie die übliche Darstellung der zeitgenössischen Architektur indem sie Menschen und Nutzungen in den Vordergrund stellen. Dadurch widersetzen sie sich dem üblichen Genrefilm und arbeiten stattdessen aus ihrem subjektiven Blickwinkel an der Schnittstelle zwischen Dokumentarfilm und Videokunst. Bêka & Lemoines authentische künstlerische Perspektive auf die Architektur basiert auf ihrem beruflichen Hintergrund in beiden Bereichen und eröffnet neue Horizonte der Beziehung zwischen Architektur und Kino.
Geplante Filmabende (Filme in Originallänge): Koolhaas Houselife (Architektur OMA, Rotterdam), Moriyama-San (Architektur Sanaa, Japan), The Infinite Happiness (Architecture by BIG, Denmark), Barbicania (Brutalist Barbican Estate in London aus den 1950er Jahren)
AUSSTELLUNG UND KONFERENZ
Material Loops
The Circular Economy – Bestand als Materialressource
Die Ausstellung stellt praktische Beispiele von Architekturen, Umnutzungen und Systemkreisläufen vor, die durch ihre hohe gestalterische Qualität sowie durch ihre beeindruckende Genese aus wiederverwendeten Materialressourcen überzeugen.
Das zunehmende Bewusstsein der Endlichkeit von Material- und Energieressourcen im Kontext der Herausforderungen des Klimawandels stellt auch das Bauwesen vor neue Fragestellungen und Aufgaben. Studien weisen nach, dass allein die Bauindustrie für 40% unserer Abfallproduktion, für 40% des Verbrauchs von Primärenergieressourcen und für 40% der CO2-Emissionen weltweit verantwortlich ist. Insbesondere das schnelle Wachstum der Städte trägt zu diesem Phänomen bei. Nach den Berechnungen der Vereinten Nationen leben heute etwa 55 Prozent der Weltbevölkerung in Städten. Bis 2050 werden es etwa 68 Prozent sein – das sind ca. 6,34 Milliarden Menschen. Man kann sich vorstellen, welch enorme Herausforderung das für den Ressourcenverbrauch im Bauwesen für neue Gebäude und die benötigte Infrastruktur bedeutet.
Zu sehen sind Bauten und Projekte von:
- baubüro in situ/Schweiz: K118/Winterthur, ELYS Lysbüchel Areal/Basel, Werkhof Binz/Zürich
- de Architekten Cie./Amsterdam: Circl Pavillon/Amsterdam
- Superuse Studios/Rotterdam: Villa Welpeloo/Enschede, Wikado Playground/Rotterdam
- materialnomaden und ATP architekten ingenieure/Wien: magdas/Wien
- CITYFÖRSTER/Hannover: Lune Delta°/Bremerhaven, Recycling Haus/Hannover
- Bundesimmobiliengesellschaft/Wien mit BauKarussell/Wien: MedUni Campus Mariannengasse/Wien
- Architekturbüro forschen planen bauen – DI Thomas Romm, Wien und Österreichisches Siedlungswerk: Urban Mining, Baufeld Q5 (ÖSW)/Graz
- Institut für Architekturtechnologie/TU Graz: Workshop „house remixed“
Ausstellung kuratiert durch: HDA – Haus der Architektur, Graz
AUSSTELLUNG UND „FAMILY DAY“
Bauten für Bewegung
Internationale Architekturen für den Sport
2021 ist das Jahr des Sports – nicht nur in Graz, auch die Olympischen Sommerspiele wurden in das Jahr 2021 gelegt. Aus diesem Anlass zeigt das HDA ausgewählte Bauten, die unterschiedlichsten Formen der sportlichen Bewegung einen spezifischen Bewegungsraum bieten.
Sportliche Betätigung ist zu einem wichtigen Bestandteil des Alltagslebens unserer Zeit geworden. Ob körperliche Ertüchtigung im Verein, im Fitnessclub oder durch den Jogginglauf im benachbarten Park – Sport wird heute mit Lifestyle, Fun und Gesundheitsbewusstsein verbunden. Bekannt sind die physisch und psychisch positiven Auswirkungen der Bewegung auf das Wohlbefinden – die WHO empfiehlt eine halbe Stunde täglich. Bereits im antiken Griechenland wurde auch die kulturelle und gesellschaftliche Bedeutung von Sportveranstaltungen und -wettkämpfen erkannt. Sport verbindet Menschen, fördert Toleranz und Respekt gegenüber Einzelnen und der Gemeinschaft und unterstützt die soziale Inklusion.
Das Spektrum der in der Ausstellung gezeigten Beispiele aus ganz Europa präsentiert beispielhaft unterschiedliche planerische sowie konstruktive Ansätze und geht auch auf historische und soziale Fragen zu Sport und Bewegung im städtischen und ländlichen Alltag ein.
Allen ausgewählten Bauten gelingt ein gehaltvoller und ästhetischer Beitrag nicht nur für die Umgebung in Stadt oder Natur. Ein „gesunder Geist lebt in einem gesunden Körper“ ist ein bekanntes Zitat von Decimus Iunius Iuvenal aus dem 2.Jhd.n.Chr. Das gilt in besonderem Maße auch für den „Baukörper“, dessen Qualität und architektonische Präsenz auf Psyche und Physis des Umfeldes und der NutzerInnen wirkt. Durch seine Funktionalität wird die lustvolle und erfolgreiche Ausübung der jeweiligen Sportart gefördert und nach außen repräsentiert.
Die Ausstellung lädt alle Sportlichen und Sportinteressierten zu einer Entdeckungsreise durch diese unkonventionellen Sportstätten ein.
Die Gestaltung des „Ausstellungsparcours“ entsteht in Zusammenarbeit mit der FH Joanneum Graz/ Department Medien&Design, Ausstellungsdesign, Masterstudiengang, Prof. Erika Thümmel
Ausstellung kuratiert durch: HDA – Haus der Architektur, Graz
AUSSTELLUNG UND SYMPOSIUM
The Landscape City
– Beispiele für die nachhaltige und integrative Stadt des 21. Jahrhunderts
Miró Rivera Architects, Austin Texas
Nicht erst seit der Klimakrise und der neu entfachten Diskussion über „Grün in der Stadt“ während der Corona Pandemie wird die Frage nach einer ausgewogenen der Balance zwischen Grünräumen und städtisch genutzten öffentlichen Räumen erneut verhandelt. Die beispielhafte Stadtentwicklung in Austin kann hier einen interessanten Architekturdiskurs eröffnen: Miró Rivera Architects leben und arbeiten in Austin/Texas. Die grüne, landschaftliche Umgebung von Austin hat von Beginn an die Architektur des Büros geprägt, und alle Bauten zeichnen sich durch einen engen Dialog des gebauten Raumes mit dem umgebenden Kontext aus. In den 1920 Jahren ihres Bestehens ist diese Herangehensweise zu einer vielfach mit Preisen ausgezeichneten Arbeitsphilosophie ihrer Architektur geworden. Juan Miró unterrichtet an der University of Texas und setzt sich auch in der Lehre für die Vermittlung des kontextbezogenen Entwerfens ein.
Juan Miró, geboren und aufgewachsen in Barcelona, studierte in Madrid, bevor er in Austin mit Rosa und Miguel Rivera das gemeinsame Büro gründete. Das tiefe Interesse und Verständnisse für die europäische Stadt im Vergleich zu Stadtkörpern wie Mexiko City und amerikanischen Städten kennen alle aus der eigenen Arbeit und Anschauung. Juan Miró spricht hier von der „DNA der Städte“, die durch ihre baulichen, meist historischen Anlagen den besonderen Charakter der jeweiligen Stadt prägen. Anhand gebauter Beispiel aus ihrer 20-jährigen Praxis stellen Miro Rivera Architects in der Ausstellung unterschiedliche Themen des städtischen Raumes zur Diskussion: die Beziehung von Grünräumen, öffentlichem Raum und bebautem Raum, dem sozialen Raum, Mobilität, baulicher Dichte und den Herausforderungen der wachsenden Stadt – alles Themen, die aktueller nicht sein können und auch in Graz zur Zeit intensiv diskutiert werden.
Zur Ausstellung ist ein begleitendes Symposium mit dem Institut für Städtebau an der TU Graz geplant.
Vermittlung
Zu allen Ausstellungen werden samstags und sonntags kostenlose Führungen angeboten.
Einmal im Monat, vorzugsweise an einem Donnerstag, gibt es eine Long Night. Die BesucherInnen erwartet eine kostenlose Führung durch die Ausstellung sowie verlängerte Öffnungszeiten bis mindestens 22 Uhr. Einbezogen werden hier vor allem Architekturstudierende, die neben den Ausstellungsführungen auch für Musik und Drinks an der HDA-Bar sorgen.
Die Reihe Häuser schaun geht natürlich weiter und wird in ihrem zwölften Jahr auch 2021 wieder aktuelle Bauten in Graz präsentieren.
Auf Anfrage finden maßgeschneiderte Führungen für Fach- und Laienpublikum zu Bauten in Graz bzw. der Steiermark statt. Die Führungen mit einer Dauer von wenigen Stunden bis zu mehreren Tagen werden von einem qualifizierten Team ca. 20 Mal jährlich durchgeführt.
Das Haus der Architektur veranstaltet regelmäßig in Zusammenarbeit mit der Stadt Graz Workshops für Schülerinnen und Schüler von 6 bis 12 Jahren. Ziel der Workshops ist es, Kinder und Jugendliche in altersgerechter Form mit Architektur im weitesten Sinn vertraut zu machen sowie die Förderung der Fähigkeit, Bedürfnisse und Wünsche in Verbindung mit ihrer gebauten Umgebung erkennen und artikulieren zu können.
Architekturpreis des Landes Steiermark
Das HDA ist auch 2021 wieder beauftragt, den Architekturpreis des Landes Steiermark auszuschreiben. Als Kuratorin konnte Gabi Schillig (D) gewonnen werden. Sie ist Professorin für raumbezogenes Entwerfen und Ausstellungsgestaltung am Institut für transmediale Medien der Universität der Künste Berlin. Zum Preis erscheinen eine Publikation sowie ein Film. Die Ausschreibung finden Sie auf unserer Webseite.
Architekturtage
2021 werden in ganz Österreich außerdem wieder die Architekturtage, diesmal mit dem Fokus auf Bildung und Architektur, veranstaltet. Einem breiten Kreis der Bevölkerung soll so Einblick in das architektonische Schaffen und das Arbeitsumfeld von Architektur und benachbarter Disziplinen (Stadt- und Landschaftsplanung, Raumplanung, Ingenieurbau) gegeben werden.
Future Architecture Platform
Das HDA ist Mitglied der Future Architecture Platform – der ersten paneuropäischen Plattform für Architekturinstitutionen, Festivals und ProduzentInnen, um gemeinsam Ideen für die Zukunft der Architektur sowie unserer Städte zu diskutieren und einem breiteren Publikum zu kommunizieren. Die teilnehmenden Architekturschaffenden, Künstler und Künstlerinnen sowie Forscher und Forscherinnen werden im Rahmen eines offenen Calls ermittelt. Die Auswahl erfolgt durch die Mitgliederorganisationen und ein öffentliches Webvoting. Über 400 Projekte wurden im Jahr 2020 eingereicht und eine erste Auswahl bei einer Matchmaking Konferenz in Ljubljana diskutiert. In Folge startete eine umfangreiche und vom Publikum sehr stark rezipierte Veranstaltungsserie in ganz Europa. Das Haus der Architektur hat in den Jahren 2016, 2017, 2019 und 2020 Ausstellungen und ein umfangreiches Begleitprogramm im Rahmen der Future Architecture Plattform durchgeführt, sowie 2018 eine zweiwöchige internationale Summer School abgehalten, welche um eine Ausstellung ergänzt wurde. So konnten im Rahmen der Future Architecture Platform bereits mehr als 80 ArchitektInnen und KünstlerInnen in Graz begrüßt werden. Außerdem hat das HDA bei internationalen Treffen und Symposien in Ljubljana, Lissabon, Tirana und Oslo teilgenommen sowie 2018 selbst das so genannte Coordination Meeting der FAP Members in Graz ausgerichtet.
Im Jahr 2021 sind weitere Kooperationsveranstaltungen mit den internationalen Partnern der Future Architecture Platform geplant, die – wenn möglich – direkt vor Ort stattfinden sollen, um den Dialog zwischen den Kulturen zu fördern. Alternativformen als Hybrid oder Online Formate sind angedacht.
Immatrikulation, Diplom, Dissertation, Forschung
Zu Semesterbeginn werden Informationsveranstaltungen und spezielle (Ein)Führungen für Architekturstudierende im ersten Semester im HDA veranstaltet. Weiter werden im HDA in regelmäßigen Abständen ausgezeichnete Diplomarbeiten sowie aktuelle Dissertationen aus dem Bereich der Architektur vorgestellt. Einen Schwerpunkt bildet eine Vortragsserie von Gewinnern des GAD Awards, einer Auszeichnung für herausragende Masterarbeiten im Bereich Architektur an der TU Graz. Auf diese Weise wird in enger Zusammenarbeit mit der Architekturfakultät der TU Graz den Studierenden der Fachrichtung eine Bühne für ausgezeichnete Leistungen während ihres Studiums geboten. Im Rahmen der Veranstaltung „Junge Architekturforschung in Graz“ präsentiert das Koordinationsteam der Doctoral School der Fakultät für Architektur der TU Graz und das Haus der Architektur NachwuchsforscherInnen und deren BetreuerInnen des Fachbereichs Architektur
Ergänzt wird das Programm wie immer durch Vorträge, Diskussionsrunden und Buchpräsentationen zu aktuellen Themen, durchgeführt mit unseren zahlreichen KooperationspartnerInnen.