social design_2012
Ausstellungseröffnung & Roundtable: 16. Mai, 19 Uhr
AusstellungBildtext:
Social design im städtebaulichen und architektonischen Sinn ist die Schaffung und Ausgestaltung von gesellschaftlichen, interaktiven Möglichkeitsräumen. Sozial im Sinne von „menschlicher Gesellschaft, dem Zusammenleben der Menschen und seiner staatlich - rechtlichen Ordnung wie die wirtschaftlichen Verhältnisse“.
Roundtable, Mittwoch, 16. Mai, 19 Uhr HDA:
TeilnehmerInnen:
Irmgard Frank (Institut für Raumgestaltung)
Anselm Wagner (Institut für Architekturtheorie, Kunst- und Kulturwissenschaften)
Nicole Pruckermayr (Institut für Zeitgenössische Kunst)
Andreas Lichtblau (Institut für Wohnbau)
Moderation: Andreas Lichtblau, Elisabeth Anderl
Einleitung zur Ausstellung: Andreas Lichtblau
Die Ausbildung an der Fakultät für Architektur der TU Graz zielt nicht auf spezialisiertes Wissen ab, nicht auf die technische Verwaltung von Wissen. Ziel in der Ausbildung ist die Vermittlung und Konzentration von Wissen, das die jungen Architekten und Architektinnen als Generalisten in der Zusammenschau mehrerer spezialisierter Fachbereiche erarbeiten und im Verständnis von Architektur als in diesem Sinne soziale Kunst thematisieren.
In Abkehr von der unkritischen Reproduktion legistischer und architektonischer Formalismen wird der Bauentwurf als präzise Formulierung gesellschaftlicher Strukturen, ökologischer und ökonomischer Prämissen sowie technologischer Innovationen verstanden.
In der Ausstellung "social design – soll architektur sozial sein?" wird sichtbar gemacht, dass an der Fakultät ein Potenzial an inhaltlichen und kontextuellen Auseinandersetzungen besteht, dass gesamtheitlich gedachte architektonische Konzepte formuliert werden können, die den von uns gestalteten Lebensraum in Korrelation mit gegenwärtigen Anforderungen setzen. Die thematische Befassung mit Reformmodellen und sozialen Brennpunkten beinhaltet eine Kritik an jenen Architekturen, in denen „Leben“ im Sinne eines normierten Zustands vollständig determiniert wird, die „Wohnen“ oder andere drängende Themen nicht als vielschichtig prozessuales Geschehen erkennen, und greift die Starrheit und Eindimensionalität rechtlicher Grundlagen an, die eine Jahrzehnte zurückliegende Bedarfssituation fortschreiben. Das beinhaltet eine Kritik an funktionalistisch konzipierten Strukturen, im Wissen um die Unbestimmbarkeit von Form in direkter Ableitung von Funktion oder Nutzung, aber auch an der Festschreibung von Lifestyle und Mode als ästhetische Determinanten. Vielmehr werden permeable architektonische Strukturen, eingebettet in heterogene Wertesysteme, entwickelt.
Vor diesem Hintergrund haben Studierende der Fakultät für Architektur soziale Reformmodelle aus den letzten beiden Jahrhunderten analysiert, Modelle, die in unterschiedlicher Form eine Neudefinition des Zusammenlebens und der Gemeinschaft suchten. Manche Ansätze waren so radikal, dass sie von der damaligen Gesellschaft nicht angenommen werden konnten, andere haben ihren Weg in die heutige Zeit gefunden. Immanent war allen Gesellschaftsentwürfen schon damals die Frage „wie funktioniert es zwischen uns?“.
Eine Fragestellung, die Henk Oosterling mit einer neuen Entwicklungsstufe in der Geschichte des Designs verbindet. Er bezieht diese Fragestellung auf die Open-source-Gesellschaft der Internetgemeinden, auf die gemeinschaftliche Entwicklung von Produkten.
Diese Fragestellung hat aber ebenso Gültigkeit in Stadtplanung und Architektur, bisher gedachte Raumbegriffe sind nicht mehr allein gültig und müssen neu definiert werden. Wir leben nicht mehr allein in unserer realen Welt, mit realen Räumen und realen Grenzen sondern eben auch in der digitalen Welt mit eigenen Räumen und Grenzen. Die Welten lassen sich kaum mehr von einander trennen und unser Leben besteht aus ständigen Interaktionen zwischen diesen Ebenen.
Die Gemeinschaften und Gesellschaften haben neue Gestalt angenommen und bedürfen einer Darstellung im Alltag. Peter Sloterdijk nennt es „Dasein als Design“. Daher müssen auch unsere Alltags- und Begegnungsräume diesen veränderten Gegebenheiten angepasst werden.
Im zweiten Teil der Ausstellung, den Entwurfsarbeiten, liegt das Augenmerk besonders auf den intermediären Räumen, den Begegnungsräumen, sowohl innerhalb der baulichen Strukturen als auch in der Verknüpfung zur Umgebung.
Eine Ausstellung in Kooperation mit der TU Graz im Rahmen des Designmonat Graz 2012