Zusammenkommen. Ein Gespräch mit dem Grazer Architekten Eugen Gross
GesprächDer Architekt Eugen Gross feierte im Mai 2023 seinen 90. Geburtstag. Die meisten kennen ihn als Partner im Büro „Werkgruppe Graz“, zu deren bekanntesten Projekten die Terrassenhaussiedlung in Graz zählt.
Nicht alle kennen jedoch seine facettenreichen Betätigungsfelder jenseits der Architektur als Autor, Lehrer, Tänzer, Schauspieler u.v.m. Die vielseitige Auseinandersetzung mit unterschiedlichsten kreativen Feldern war ihm stets eine Quelle der Inspiration.
Aufmüpfig war Eugen Gross schon immer: In jungen Jahren, als er sich dem ganz neuen avantgardistischen Kreis im Forum Stadtpark anschloss und gemeinsam mit Gleichgesinnten über die Aufgaben von Architektur im kulturellen Kontext nachdachte. Ebenso, als er in Erinnerung an den zivilen Widerstand seiner Familie gegen den Nationalsozialismus die Obmannschaft bei einem Verein übernahm, der in Ausstellungen und Publikationen der „widerständigen Prenninger“ im „Haus des Widerstands“ in Deutschfeistritz nahe Graz gedachte.
Im Gespräch mit der Journalistin und Kunsthistorikerin Michaela Reichart, sowie im Dialog mit dem Publikum, wird Eugen Gross über sein Leben hinter den Kulissen der Architektur berichten. Gleichzeitig wird eine bunte Textsammlung „Architektonische Essays über Land, Luft und Meer“ aus 70 Jahren schriftstellerischer Tätigkeit vorgestellt.
Über Eugen Gross
Geboren am 31. Mai 1933 in Ostschlesien, kam Gross 1945 nach Österreich und studierte schließlich Architektur in Graz bei Friedrich Zotter und in Salzburg bei Konrad Wachsmann. Nach einer Assistententätigkeit an der Technischen Hochschule Graz bei Hubert Hoffmann folgte er einem Ruf als Gastprofessor an die Washington University in St. Louis, USA. Bereits 1959 hatte er mit den Partnern Friedrich Groß-Rannsbach, Werner Hollomey und Hermann Pichler die legendäre „Werkgruppe Graz“ gegründet, die vom internationalen Strukturalismus inspiriert, zahlreiche Projekte im In- und Ausland realisierte. Daneben publizierte er viel, nicht immer nur Theoretisches zur Architektur, sondern durchaus auch einmal einen Krimi oder einen Dialog mit einem alten Fischerhaus am Ossiacher See. Mit dem steirischen herbst seit TRIGON 1969 verbunden trat er seit 2013 mit seiner Frau Heide mehrfach als Schauspieler auf, wovon ein Nestroy-Preis für die Film-Performance „Kinder der Toten“ nach Elfriede Jelinek zeugt. Seit 1989 lehrte er an der Grazer Ortweinschule, über die er auch eine Monografie verfasste.